RE:ende

Und dann noch Hausmannskost, was?

Der nette Mann: Kleine Kinder hab ich gern, zerstückelt und in Scheiben
Warmes Fleisch, egal von wem, Ich wills mit allen treiben
Ob Tiere oder Menschen, ich seh gern alles leiden
Blutbeschmiert und mit großer Lust wühl ich in Eingeweiden

Ich bin der nette Mann von nebenan und jeder könnt es sein
Schaut mich an, schaut mich an, ich bin das perverse Schwein

Die Gier nach Qual und Todesschrei macht mich noch verrückt
Kann mich denn kein Mensch verstehen, daß mich das entzückt
Komm' mein Kleines, Du soll’st heute Nacht mein Opfer sein
Ich freu mich schon auf Dein entsetztes Gesicht und die Angst in deinem Schrei

Am 15. August 1986 wurde das Album "Der nette Mann" von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften auf Antrag der Landesjugendämter Rheinland und Westfalen-Lippe sowie der Stadtjugendämter Köln und Gladbeck indiziert.
Bei der entscheidenden Sitzung waren an jenem Tag drei Leute anwesend: Der leitende Regierungsdirektor und BPS-Vorsitzende Rudolf Stefen, die Schriftstellerin Thea Graumann, der Amtsgerichstdirektor Werner Jungeboldt als Repräsentant der Kirchen.
Da das Plattenlabel Rock-o-Rama wie üblich auf jeglichen Widerspruch verzichtete, wurde der Urteilsspruch des Bonner Trios rechtsgültig. Dabei wäre eine gerichtliche Auseinandersetzung durchaus interessant geworden, denn das neunseitige Papier liest sich über weite Strecken wie ein Fake aus der Titanic-Redaktion. Nicht nur, daß die Gutachter offenbar nicht in der Lage waren, die Texte überhaupt nur akkustisch zu verstehen - die "wörtlichen" Abschriften wimmeln von Entstellungen, zum Teil in entscheidungsbegründenden Passagen -, auch die Interpretation wirkt wie bösartige Eulenspiegelei. So heißt es etwa über den Hooligan-Song "Frankreich '84":
"...Nationalsozialistisches Gedankengut, insbesondere die Vorherrschaft und Dominanz des deutschen Volks werden propagiert....Das französische Volk wird wie Freiwild beschrieben. Damit wird das Bekenntnis der BRD als demokratischer Rechtsstaat zu einem gleichberechtigten Mitglied der Völkergemeinschaft in Frage gestellt; Die Völkerverständigung unter Einschluß gerade auch der Aussöhnung des deutschen Volkes mit den früheren Kriegsgegnern wird negiert. Ein Handeln wird gefordert, das die Bemühungen der Völkerverständigung und der Anerkennung zunichte macht. ... Ein Lied, das sich offen gegen die Völkerverständigung ausspricht und - mehr noch - dazu auffordert, einen als minderwertig beschriebenen Volksstamm zu beleidigen, führt zu einer sozialethischen Verwirrung. Dieses Lied ist jugendgefährdend."
Sollte dies allgemeine bundesdeutsche Rechtsauffassung werden, dürften Jugendliche unter 18 Jahren künftig kein Bundesliga-Stadion mehr betreten. Das so oft verwendete Wort "Volksstamm" taucht übrigens im Text der onkelz nirgends auf....
Konnte man angesichts der Interpretation von "Frankreich '84" nur hoffen, daß sich die drei älteren Herrschaften niemals per Zufall auf einen richtigen Fußballplatz oder irgendein anderes Volksfest verliefen, so läßt sich die Wiedergabe des Titelsongs in der Sprache der Jugendschützer nur noch als surrealistisch beschreiben. "Der nette Mann" - laut Emma ein Text "voller Sarkasmus und schwarzem Humor" - handelt von einem Kindermörder. Onkelz-Texter Stephan: "Mich interessiert die Psyche von Menschen. Deswegen schreib ich oft Lieder über Verrückte oder auch Kindermörder, weil das die absoluten Normalbürger Nummer 1 sind, die sind von jedem anerkannt!" In der Lesart der BPS wird aus einem Text, der die "Normalität" der Gewalt gegen Kinder angreift, eine "Aufforderung, kleine Kinder zu zerstückeln."
"Dieses Lied stellt nicht nur Grausamkeiten dar, es predigt auch eine gefühllose Gesinnung gegenüber kleinen Kindern. Es verherrlicht Kindesmißhandlungen, es predigt Mord an kleinen Kindern. Perverses Menschenschlachten wird als herrlich, vorbildlich und nachahmenswert geschildert. Es ist zu befürchten, daß sich insbesondre jugendliche Leute durch das Rezipieren dieses Liedes zu Gewalttätigkeiten hinreissen lassen."
Als würde dieses Plädoyer für eine fristlose Auflösung der BPS noch nicht reichen, verpassen die Bonner Sittenwächter auch noch der Musik selbst ihre qualifizierte Benotung, wobei es ihnen nur mit Mühe gelingt, ihren offensichtlichen Ekel vor dieser Art entarteter Kunst zwischen den Zeilen zu verstecken:
"Insbesondre stellen die Lieder auf der Schallplatte keine Kunst dar und dienen ihr auch nicht. Ein Kunstwerk liegt nämlich nur dann vor, wenn ein bestimmtes Maß an künstlerischem Niveau vorliegt. Dies beurteilt sich nicht allein an ästethischen Kriterien, sondern auch nach dem Gewicht, das das Kunstwerk für die pluralistische Gesellschaft nach deren Vorstellungen über die Funktion der Kunst hat." Mit anderen Worten: Was der Mehrheit nicht gefällt, ist keine Kunst. Und gehört verboten...:"Die Lieder der vorliegenden Platte sind für die pluralistische Gesellschaft ohne Bedeutung. Weder die Stilrichtung der Musik noch die Inhalte der Texte sind so bedeutsam bzw. von derart hohem künstlerischem Gewicht, daß sie der Kunst dienen würden." Bleibt nur noch die Frage, warum das Album indiziert wird, wenn es eh nicht bedeutsam ist..
Ebenfalls auf dem Debütalbum der onkelz findet sich das zweite "Deutschland"-Lied, das zwar den Bonner Prüfungsausschuß unbeanstandet passiert, den Ruf der Band als "Rechtsradikale" aber entscheidend zu zementieren hilft. Aber worin unterscheidet sich der Song eigentlich von der Nationalhymne ?
Letztendlich wird noch das Lied "Mädchen" als Begründung für die Indizierung herangezogen, und zwar wegen Sexismus ...

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Pan Tau dreht an seiner Zaubermelone und schon erfüllt sie jeden Wunsch .